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Eine bewährte Methode sind sog. „Lernplakate“. Das Kind schreibt das Wort auf ein großes Blatt Papier und malt ein dazu passendes Bild (oder es druckt ein geeignetes Bild aus dem Internet aus bzw. schneidet eines aus Zeitschriften heraus). Besonders geeignet sind Bildinhalte, zu denen das Kind einen persönlichen Bezug hat (z.B. ein Lieblingsfußballspieler) oder die den Inhalt sehr gut illustrieren (z.B. zu „freedom“ = Freiheit die Freiheitsstatue oder ein Ort, den das Kind als Inbegriff der Freiheit betrachtet, etwa einen Strand). Das Plakat wird schließlich dorthin gehängt, wohin man immer wieder schaut (gut geeignet sind übrigens die Toilette bzw. das Bad).

Die Methode ist natürlich nur für eine eng begrenzte Zahl von „widerspenstigen“ Vokabeln einsetzbar. Außerdem sollten Plakate maximal zehn Tage hängen bleiben, denn danach werden sie nicht mehr wahrgenommen; so verfahren auch die Firmen, die Plakatwände betreiben.

Zur Veranschaulichung der Methode hier ein Beispiel, bei dem eine weitere Merkhilfe eingebaut ist (die Unterstreichung von „wer“ und der ersten Silbe von „Person“). Bei dem Bild handelt es sich um die Titelfigur (bzw. aus urheberrechtlichen Gründen um den Platzhalter) einer sehr unterhaltsamen englischen Science-Fiction-Serie („Dr. Who“); der Doctor nennt nämlich immer nur seinen Titel, gibt jedoch nie seinen Namen preis, sodass oft die Frage auftaucht: „Dr. – who? / Dr. – wer?“.

Eine bewährte Technik ist die Verknüpfung von mehreren solcher „widerspenstigen Vokabeln“ in kleinen Sätzchen oder in einer Mini-Geschichte. Die Wörter werden dadurch in einen Sinnzusammenhang gebracht und in einem „Netz“ abgespeichert, bei dem ein Wort das andere stützt. Dabei kann man ruhig auch Deutsch und Englisch mischen („Denglisch“) – oder z.B. Bayerisch und Englisch (das heißt dann wohl „Baynglisch“). Hier ein Beispiel zum Verbum avoid: Ich avoid den Woid, weil er so dunkel ist. (avoid = vermeiden)

Im Kern handelt es sich bei dieser und anderen Verknüpfungsmethoden um eine Art von Eselsbrücke. Welche die beste ist, entscheidet immer der Nutzer – die Eselsbrücke kann für andere völlig nutzlos oder sinnfrei sein, aber dem Kind helfen. Weniger kreative Kinder brauchen freilich beim Finden solcher Eselsbrücken elterliche

Unterstützung. Denkbar sind auch optische Eselsbrücken der folgenden Art:

Das zweite Beispiel bezieht sich auf ein Problem, das beim Vokabellernen immer wieder auftritt: dass man sich gewisse Wörter so schwer merken kann, weil man sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit (untereinander oder über die Sprachen hinweg) miteinander verwechselt. Gerade hier sind Eselsbrücken nötig, man muss jedoch aufpassen, dass sie eindeutig sind. Ein Gegenbeispiel: Der berühmte Merksatz Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich. führt bei manchen Kindern dazu, dass sie sich nicht mehr sicher sind, ob es mit h oder ohne h heißt.

Grundsätzlich sollte man allerdings versuchen, das Aufeinanderprallen verwechselbarer Wörter beim Lernen zu vermeiden. Denn sonst kommt es zur sog. Ähnlichkeitshemmung. Darunter versteht man ein Merkproblem, das auftaucht, wenn man – bezogen auf Vokabeln – ähnlich klingende, aber verschieden geschriebene Wörter gemeinsam bzw. auf einmal lernt statt zeitlich deutlich voneinander getrennt. Das tritt z.B. bei Wörtern wie where / (to) wear / were, there / their, here / hear oder Wortgruppen wie is not (Langform) vs. isn’t (Kurzform) auf.

Leider behandeln Englischbücher solche Fälle häufig gemeinsam, missachten also die Ähnlichkeitshemmung. Für sprachbegabte Kinder bzw. Kinder ohne ein Handicap wie eine Rechtschreibschwäche scheint die Ähnlichkeitshemmung kein größeres Problem zu sein, aber gerade für gehandicapte Kinder schon – würde man die Ähnlichkeitshemmung berücksichtigen und die Behandlung verwechselbarer Formen bzw. Schreibungen zeitlich trennen, hätten sie es viel leichter. Nun ist die Struktur eines Englischbuches für Schüler und Lehrkräfte nicht veränderbar, doch mindestens in Wiederholungsphasen sollten Eltern eines betroffenen Kindes auf die Vermeidung der Ähnlichkeitshemmung achten, indem Kinder sich (vor allem, wenn sie keine besondere Eselsbrücke entdeckt haben) eine gewisse Zeit lang nur auf eines der beiden Wörter konzentrieren, dann anderes lernen und sich erst später mit dem verwechselbaren Gegenstück beschäftigen.

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Carolin Herrmann

Beratungslehrkraft Gymnasium Lohr

 

 

Autor: Alexander Geist, StD, Staatlicher Schulpsychologe, Supervisor (BDP)

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