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Willkommen bei uns am Gymnasium in Lohr!

Liebe Eltern,

ein Merkmal aller Schulen ab der 5. Klasse ist: Zahl, Umfang und Gewicht der Prüfungen steigen. Das Management der langfristigen Prüfungsvorbereitung beherrschen die Kinder aber noch nicht. Sie haben es ja nie erlernt bzw. erlernen müssen!

Wenn manche LehrerInnen sagen, es reiche, wenn die Kinder immer aufmerksam im Unterricht mitmachen, die Hausaufgaben erledigen und am Schluss nur kurz alles wiederholen, mag das für einen idealtypischen Schüler gelten, für die Mehrheit ist es nicht zutreffend.

Langfristige Prüfungsvorbereitung

Sie sollte idealerweise zehn bis 14 Tage umfassen. Zur Planung brauchen Sie zunächst die Schulaufgabentermine. Klären Sie dann mit Ihrem Kind, unter Umständen auch mithilfe der Lehrkraft, den Stoffbereich und unterteilen Sie ihn (immer mit dem Kind – es soll die Technik ja lernen) in überschaubare Portionen. Pro Tag reichen 20 Minuten. Falls LehrerInnen (leider) bis zur Prüfung weiteren Stoff behandeln, der drankommt, müssen Sie das im Plan berücksichtigen.

Folgendes Schema hat sich für die Gestaltung des Plans bewährt (am Beispiel eines 14-Tage-Plans; bei weniger Vorbereitungszeit müssen Sie die Länge der Phasen anpassen):


Phase 1:
 acht Tage lang den Stoff portionsweise wiederholen.

Ziel nach acht Tagen: Alles kapieren! Wer sechs Tage vor der Prüfung den Stoff verstanden hat, bleibt cool. Wer aber am letzten Tag etwas noch nicht begriffen hat, wird nervös und kann sich oft keine Hilfe mehr holen.

 

Phase 2: fünf Tage lang trainieren die Aufgaben, Übungen oder Übersetzun-gen möglichst zügig zu bearbeiten – also in der Zeitspanne, die man ungefähr auch in der Schulaufgabe hat.

 

Der letzte Nachmittag:

An ihm ist vor allem Erholung angesagt. Höchstens eine kurze Wiederholung machen! Dann aber sollte Ihr Kind sich austoben und Dinge tun, die ihm Spaß machen; am besten unternehmen Sie gemeinsam etwas. Oft reicht es auch aus, einen gemütlichen Spieleabend oder Ähnliches zu veranstalten. So kann Ihr Kind gut gelaunt (und nach viel körperlicher Aktivität auch richtig müde) ins Bett gehen und ist beim Einschlafen nicht mit der Prüfung beschäftigt. Wer am letzten Tag zu viel für die Prüfung macht, wird nämlich oft nervös.

Eine Ausnahme von diesem Tipp zum letzten Nachmittag gilt nur für Kinder, die ohne eine nochmalige Beschäftigung stark verunsichert werden. Sie sollten aber darauf achten, dass das Kind nur einfache Dinge wiederholt, keine schwierigen, da sonst die Gefahr besteht, im Stress plötzlich etwas nicht zu beherrschen, was eigentlich sicher abgespeichert ist. Und das Austoben sollte auf jeden Fall stattfinden.

Richtig belohnen

Belohnen Sie bitte auf keinen Fall das Prüfungsergebnis, denn das hängt von verschiedenen Umständen ab. Belohnen Sie vielmehr den Einsatz und die Arbeitshaltung.

Und ganz wichtig: Wenn Ihr Kind sich so umfassend vorbereitet hat, wie oben beschrieben, dann verdient es keine Kritik bei einer schlechten Note (z.B. „Wie kann das nur sein? Du hast doch so viel geübt!“). Damit unterminieren Sie ungewollt nur die Bereitschaft, sich nochmals umfassend vorzubereiten. Und gestehen Sie sich ggf. ein: Wenn Sie über das Ergebnis frustriert sind, dürfen Sie das nicht am Kind auslassen.

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung

Klären Sie nach Rückgabe mit dem Kind und ggf. mit dem Lehrer: Welche Fehlerquellen sind auffällig? Wo sind noch Lücken? Oder sind es Fehler, die auf etwas ganz anderes hinweisen: Prüfungsängste oder Konzentrationsprobleme, die nichts mit Motivation und Willen zu tun haben.

Nur mithilfe einer solchen Fehleranalyse kann Ihr Kind Schwächen gezielt angehen. SchülerInnen der 5. Jahrgangsstufe sind noch nicht in der Lage, selbstständig eine Fehleranalyse vorzunehmen. Und wenn die Note sehr schlecht ist, wollen Kinder sich auch die Frustration ersparen, überhaupt genauer auf die Arbeit zu schauen, vor allem nicht gleich am Herausgabetag. (Ein Verhalten, das auch genügend Erwachsene nach einem Misserfolg zeigen!)

Noch ein abschließender Tipp: Für die Prüfungsvorbereitung relevant ist auch das Informationsblatt zum Thema „Lernfallen“.

 

Wir hoffen, Ihnen einige nützliche Hinweise gegeben zu haben, und wünschen Ihnen und Ihrem Kind eine gute Zeit.

 

Mit herzlichen Grüßen

Carolin Herrmann

Beratungslehrkraft Gymnasium Lohr

 

Autor: Alexander Geist, StD, Staatlicher Schulpsychologe, Supervisor (BDP)

© Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage 2016

(gekürzt und angepasst)