Im Dezember 2024 informierte Reinhold Grimm die elfte Jahrgangsstufe des Gymnasiums in Lohr über ai. Nein, gemeint ist nicht „artificial intelligence“ (künstliche Intelligenz), sondern „amnesty international“, also die weltweit größte Nicht-Regierungs-Organisation (kurz: NRO bzw. engl. NGO), die für die Menschenrechte eintritt.
Der Zeitpunkt für den Vortrag im Dezember war überlegt gewählt, denn am 10. Dezember ist der Tag der Menschenrechte. Mit diesen hatten sich die Elftklässler im Rahmen des Religionsunterrichts bereits beschäftigt, sodass sie Vorwissen einbringen konnten. Grimm skizzierte zunächst die Entstehung der Vereinten Nationen mit den 51 Gründungsstaaten im Jahr 1945 und deren Entwicklung hin zur heutigen Beteiligung (fast) aller Staaten der Welt. Bei der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10.12.1948 in New York votierten von den damals 56 Mitgliedstaaten 48 dafür, 8 enthielten sich.
Doch auch wenn theoretisch alle Länder der Erde Mitglied der UN sind, so werden doch längst nicht überall die Menschenrechte geachtet, umgesetzt und Verstöße gegen sie geahndet. Im Laufe der Jahrzehnte waren immer wieder Nachbesserungen der in der ersten Version formulierten Rechte nötig - wie zum Beispiel die Konventionen über Antirassismus und Folter oder Rechte für Gruppen, die (in manchen Ländern) besonderen Schutz brauchen wie Kinder, Frauen oder Menschen mit Behinderung.
Im Gespräch mit den Jugendlichen erarbeite Grimm Möglichkeiten gegen Unrecht vorzugehen: Dieses beim Namen nennen, Menschenrechtsverletzungen öffentlich machen, auf die Straße gehen und demonstrieren, Protestbriefe an (politisch) Verantwortliche oder Solidaritätskarten an Betroffene schreiben. Letzteres ist ohne großen Aufwand im Rahmen des Briefmarathons an Schulen möglich. Dessen Ziel ist eine interaktive, partizipative und nachhaltige Menschenrechtsbildung. Briefe und Karten sind bereits vorgedruckt und müssen lediglich unterschrieben und abgeschickt werden. Amnesty erhofft sich davon positive Auswirkungen für die Betroffenen in Form von Freilassungen, fairen Gerichtsverfahren oder besseren Haftbedingungen.
In diesem Jahr wurden 9 Personen stellvertretend für viele für den Briefmarathon ausgewählt:
Kyung Seok Park beispielsweise setzt sich in Südkorea mutig für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Die indigene „Wet'suwet'en Nation“ und ihre Landverteidiger, darunter Sleydo' (Molly Wickham), stehen in Kanada an vorderster Front im Kampf gegen den umstrittenen Bau der Pipeline „Coastal Gas Link“ in British Columbia, die das Gebiet der indigenen Bevölkerung und deren traditionelle Lebensweise massiv bedroht.
Reinhold Grimm, der neben seinen Aufgaben als Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde auch als Lehrer an der FOS/BOS in Marktheidenfeld tätig war, ist das Eintreten für Menschenrechte auch aufgrund der christlichen Werte ein Herzensanliegen. Die Unterstützung von ai hatte am Gymnasium in Lohr in der Person des ehemaligen Kollegstufenbetreuers Norbert Nadler eine lange Tradition. Ob bzw. für wen sich die Schülerinnen und Schüler aktiv einsetzen wollen, liegt nun bei ihnen.