- Markus Ruf
- Kategorie: Latein
- Lesezeit: 5 Minuten
Am Montag, den 24. Februar 2025 bekamen 51 Fünftklässler auf unterschiedlichste Weise erste Einblicke in die Welt der alten Römer, um in nächster Zeit eine Entscheidung für die Wahl ihrer zweiten Fremdsprache treffen zu können. Sie kochten in der Schulküche unserer benachbarten Mittelschule in vergnügtem Teamwork Globi (Quarkbällchen) mit Gustum de Praecoquis (Aprikosenmus mit Stückchen) und Moretum (Schafskäseaufstrich) und verzehrten dies auch anschließend fast alles mit Appetit. Andere kreierten in geduldiger Kleinarbeit hübsche Mosaikquadrate.
Die dritte und vierte Gruppe machte mit Marcus Entdeckungen mit lateinischen Lehnwörtern und übte sich in beliebten römischen Kinderspielen: Zahlreiche Nüsse rollten beim Delta- bzw. Orca- Spiel und dem Ludus tabulae obliquae mit Schwung durchs Klassenzimmer.
Nach der Pause begrüßte Fachleiterin Simone Egert die Schüler der fünften und sechsten Jahrgangsstufe verkleidet als Mary Poppins in der Aula zum folgenden Einmann-Theater. Mit großer Variation in Gestik, Mimik, Tonlage und Sprechtempo relativierte Bühnenkomiker Björn Puscha in seinem kurzweiligen, aber achtzig minütigen Stück Informationen und Motive für die Sprachenwahl und Lateinnoten: Manche würde es z.B. reizen, einmal Harry-Potter-Zaubersprüche übersetzen zu können. Er hätte bereits als Viertklässler entscheiden müssen, ob er mit Latein oder Englisch anfangen will und damals nur kapiert, dass er auf der einen Schule mehr mit Jungen, auf der anderen mehr mit Mädchen zusammen sein würde. Anschließend schilderte er recht drastisch seine eigenen Erlebnisse am Tag der Offenen Tür am Kurfürst Maximilian Gymnasium in Burghausen mit den Bemühungen des damaligen Fachbetreuers, Herrn Aschenbrenner, der die Kinder in einer Art mündlichen Prüfung auf ihre Vorkenntnisse durch Lehnwörter aufmerksam machte. Ihn würden aber Sehenswürdigkeiten und Regierungsformen vielmehr interessieren.
Deswegen nahm er die Schülerinnen und Schüler dann mit auf eine spannende Zeitreise ins alte Rom, wofür er ein genaues Datum angeben musste: Die Iden des März 709 nach Gründung der Stadt Roms, ausgerechnet die Ermordung Caesars.
Nach einer kurzen Pause spazierte er in Toga durch die Insulae, die Mietblöcke des alten Roms, die je höher desto schiefer und windiger gebaut waren und wo es scharf nach verbranntem Öl roch.
Anschließend ließ er sich zur Unterhaltung zum Wagen-Rennen im Circus Maximus tragen. Nun malte er uns in wie ein Sportreporter in großem Tempo das farbenfrohe Spektakel beim Pferderennen vor Augen. Dann ginge es zum Theater des Pompeius. Dort folgten die dramatischen Ereignisse bei der Ermordung Caesars.
Als Zugabe erklärte er noch das römische Drei-Namen-System aus Praenomen, Gentilnomen und Cognomen. Letzteres bekomme man nicht von der Familie, sondern besonders hervorstechende Körper- und Charaktermerkmale seien von Freunden und Gegnern dafür herangezogen worden: Marcus Tullius wurde Cicero, also „Kichererbse“ genannt, „Brutus“ galt allseits als hochgeschätzter „Depp“. „Salve mater curiosa“ war der Gruß an eine neugierige Mutter. Im Nachgespräch fragten die Schüler nach seinen Lieblingsfächern und ob er Fußballfan sei. Natürlich musste er auch noch seine schlechtesten Noten verraten.
Im Theaterstück für die Schülerinnen und Schüler der siebenten und achten Jahrgangsstufe standen diese dann gleich am Anfang: „Mein Name ist Björn und ich mag Latein. Aber das war nicht immer so. Ich habe es nach der 11. Klasse mit einem Fünfer abgelegt.“ Und er schilderte wie er dann über einen erzwungenen Nachhilfeunterricht in der Großfamilie schließlich große Freude an der lateinischen Sprache bekam. Später hat er dann einen Münchner Schüler in Latein zum Abitur geführt und selbst noch acht Jahre nach seinem Fünfer in der 11. Klasse angefangen Latein zu studieren. Währenddessen arbeitete er in einer Kulturkneipe am Tresen und wurde nach einiger Zeit vom Moderator ins Unterhaltungsprogramm geholt. Wegen des Alleinstellungsmerkmals dieser Unterhaltungskultur sei er sogar über den Bayerischen Rundfunk ins Fernsehen gekommen.
Im weiteren Verlauf knüpfte er auch bei den älteren Schülerinnen an Ihre Motive bei ihrer Sprachenwahl an: Weniger Vokabeln als in Französisch, Zweigwahl bleibt offen, interessante Mythen, Einfluss von Freunden und Eltern, aber auch die Entscheidung für das kleinere Übel, oder der Wunsch, später vielleicht Medizin zu studieren.
Jetzt wiederholte im Anschluss das erste Theaterstück mit Ergänzungen auf etwas höherem Niveau. Beide Theaterstücke passten hervorragend zum heiteren Charakter unserer Motto-Woche vor Fasching. Unser Schülerpublikum war abwechslungsreich kostümiert, aber auch aufmerksam und spendete am Ende jeweils kräftigen Applaus.
Von Christina Roth